Schatzkiste 58 – Musterbrecher, Development, Remote work

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Liebe Schatzkistenleser,

diesmal verging die Zeit zwischen den Schatzkisten wie im Flug. Schatzkiste 57 gab es ja erst am Sonntag morgen. Ich hoffe die Podcasts waren unterhaltsam, denn auch diese Woche habe ich wieder was für die Ohren im Angebot. Außerdem ist endlich mal wieder ein englischer Beitrag am Start.

In Nugget #1 geht es um Mut und Experimente. Ich habe ja vor einiger Zeit an der Blogparade Unternehmensrebellen teilgenommen und da wurde sehr kontrovers diskutiert, ob Rebellen gut sind oder nicht. Auch ich hatte so meine Schwierigkeiten mit dem Begriff des Rebellen. Daher gefällt mir die Definition des Musterbrechers von Stefan Kaduk und Dirk Osmetz, Gründer der gleichnamigen  Managementberatung, sehr gut. Sie beschreiben die Haltung eines Musterbrechers anhand von vier Aspekten. Vor allem dieses Zitat halte ich für essentiell, wenn es um Veränderung in Unternehmen geht:

Musterbrecher verlassen nicht das Spielfeld – sonst wären sie Aussteiger. […] Sie wissen, dass es manchmal unklug wäre, Regeln »stumpf« zu brechen. Stattdessen interpretieren sie diese hochgradig kreativ und betreten subtil den Grenzbereich zwischen Regelbefolgung und Regelverletzung.

Auch ich halte mich ab und zu in diesem Bereich auf. Denn es geht mir eben nicht um Rebellion, sondern darum das Unternehmen vorwärts zu bringen. Da hilft es weder mich selbst abzuschießen noch dem Unternehmen einen größeren Schaden hinzuzufügen. Meist steckt hinter Regeln ja eine gute Absicht. Leider können Regeln sich mit der Zeit aber überholen oder wirken in gewissen Fällen kontraproduktiv – die berühmte Ausnahme von der Regel. Darum unterstütze ich den Aufruf zu Experimenten. „Es ist die sichere Einführung der Unsicherheit in die Organisation.“, bringt es auf den Punkt. Dass eine Regelverletzung das Unternehmen vorwärts bringt, ist ja erstmal nur meine Hypothese. Gelingt das Experiment erzeuge ich ein Resultat. Dieses Resultat belegt meine Hypothese und hilft mir Unterstützer für ein größeres Experiment zu gewinnen. Gelingt das Experiment nicht, habe ich den Schaden für die Organisation begrenzt und trotzdem gelernt. Wie wäre es nächste Woche mit einem kleinen Experiment? Ich bin gespannt auf Eure Erfahrungen!
Warum Musterbrecher innovativer sind – Über leisen Mut und die Kraft von Experimenten (4 min, Text, deutsch)

Nugget #2 ist der versprochene englische Beitrag. John Cutler lässt Kindheitserinnerungen aufleben, denn bei mir hieß zocken noch Summergames auf dem C64 (der Joystick-Killer 😉 ) und Tetris auf dem Gameboy. Im Beitrag geht es allerdings nicht um Computerspiele, sondern um Softwareprojekte und John zeigt mit Hilfe der Metapher Tetris zehn schädliche Praktiken. Die Beispiele sind meiner Meinung nicht nur in agilen Softwareprojekten gültig. Auch bei klassischen Projekten in Elektronikentwicklung und Maschinenbau lassen sich ähnliche Beobachtungen machen. Auf drei der Beispiele möchte ich hier eingehen, da ich sie selbst stark wahrnehme.
Erstens wäre da Beispiel #2, das Mantra der hohen Auslastung. Eigentlich dürfte es mittlerweile hinlänglich bekannt sein und ist ja auch täglich auf den Hauptverkehrsadern großer Städte zu beobachten. Hohe Auslastung erzeugt stockenden Verkehr bis zum Stau. Wenn ich mich in meinem Netzwerk umhöre, scheint das in Unternehmen aber durch die Bank ignoriert zu werden. Teams werden stattdessen mit Arbeit zugeschüttet. Als Konsequenz stellt sich auch kein Flow ein.
Beispiel #6 ist für mich dann die logische Konsequenz der hohen Auslastung. Projekte werden umgeplant und Teammitglieder sowie Ressourcen permanent umverteilt. Das erinnert dann an das muntere Spurwechseln bei Staus. Leider vergrößert das nur den Stau und bringt einen kein Stück weiter.
Beispiel #9 beschreibt dann den finalen Kollaps. Weil man immer weiter ins Hintertreffen gerät, bricht Panik aus und der Druck steigt immer weiter. Wer mal Tetris gespielt hat, wird sich erinnern. Der Berg von Steinen wächst. Man wird langsam hektisch. Dummerweise kommen auch noch genau die Steine, die man gerade nicht brauchen kann. In den Projekten sind das die Überraschungen. Und am Ende ist dann „Game Over“.
Am Ende des Beitrags liefert John sechs Lösungsvorschläge. Ich bin ein großer Fan von Visualisierung und dem Blick aufs Ganze. Wie sieht Euer Tetris aus? Fliegen Euch die Steine nur so um die Ohren und ihr steht kurz vor dem Game Over? Oder spielt ihr entspannt im für Euch passenden Tempo und es macht Euch auch nichts aus, wenn mal Luft zwischen den einzelnen Steinen ist?
Stop Playing Tetris (With Teams, Sprints, Projects, and Individuals) (5 min, Text, englisch)

Nugget #3 ist auch diese Woche wieder ein Podcast. Das Team von t3n produziert nicht nur ein vielfältiges Printmagazin für die Digitalbranche, sondern auch einen spannenden Podcast. Zu Gast war Matthias Wagner von der Agentur Vast Forward, die er zusammen mit seiner Frau betreibt. Für einen Kapitän ist ein Arbeitsplatz auf einem Segelschiff nichts besonderes. Für eine Agentur aber sehr wohl. Matthias und seine Frau leben und arbeiten auf dem Schiff. Als digitale Nomaden möchte sie sich aber nicht bezeichnen. Die Agentur besteht aber nicht nur aus dem Paar, sondern einem weltweit verteilten Team von Freelancern und Festangestellten. Matthias beschreibt sehr anschaulich die tägliche Zusammenarbeit in diesem remote-only Unternehmen. Mich hat vor allem die Einfachheit beeindruckt, mit der diese Herausforderung gelöst wurde. Außer Email, Skype und Google Docs braucht es nicht viel an Tools um die Zusammenarbeit zum Laufen zu bringen. Viel wichtiger ist das Bewusstsein wann welche Art der Kommunikation eingesetzt wird und das richtige Mass an Transparenz.
New Work: Ein Segelschiff als Agenturzentrale (32 min, Audio, deutsch)

Das war es schon wieder für diese Woche. Schönes Wochenende!