Schatzkiste 94 – Ingenieure, Garagen, Hypothesen

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Warum tun sich Ingenieure so schwer mit Agilität? Warum macht eine Garage noch lange nicht innovativ? Was sind Hypothesen und welche validiert man als Erstes? Texte und Videos zum Nachdenken sowie Lehrreiches Lernen findet man in der aktuellen Schatzkiste.

Nugget #1 ist ein Artikel, der mir richtig aus dem Herzen spricht. Nicolas Korte, Geschäftsführer eines mittelständischen Anlagenbauers, ist offensichtlich mittendrin in einer agilen Transformation. Nichts Besonderes könnte man meinen. Schließlich wird diese Sau gerade in vielen Unternehmen durch das sprichwörtliche Dorf getrieben. Die Erkenntnis dass Unternehmen ein lebendiger Organismus gewinnen dabei leider nicht so viele. Ein mechanistisches Denken ist vielerorts noch an der Tagesordnung. Nicolas Korte macht das am Ingenieurswesen fest und ich kann ihm da nur zu 100% zustimmen. Auch ich habe als Diplomingenieur der Elektrotechnik meinen Abschluss gemacht und mir ist die entsprechende Denkweise nicht fremd. Interessanterweise hat mir das persönlich den Zugang zur Systemtheorie vereinfacht, die wiederum hilft die lebendigen Organismen zu verstehen. In diesem Sinne unterstütze ich den Aufruf an alle Ingenieure, mal den Blick in die Geisteswissenschaften zu wagen. Gerade für Menschen in Führungspositionen halte ich das sogar für eine Pflichtübung. An dieser Stelle übrigens noch Hut ab an Nicolas Korte, der sich getraut hat einen eigenen Blog zu starten um seine Gedanken zu teilen. Weiter so! (4 min, Text, deutsch)

Eine andere Sau, die gerade durch viele Unternehmen getrieben wird ist die der Innovationlabs und Garagen. Lars Vollmer nimmt das in Nugget #2 gewohnt unterhaltsam auf die Schippe und lädt zum Nachdenken ein. Als regelmäßiger Leser wirst Du vielleicht etwas irritiert sein. In Schatzkiste 92 wird noch das Lab 1886 von Daimler lobend erwähnt und jetzt ist es plötzlich nur Cargo-Kult? Ich denke Innovationlabs und Garagen können sehr wohl hilfreich sein. Allerdings garantiert ein buntes Office nach Googles Vorbild oder Organisationsstrukturen wie bei Spotify noch lange keine Innovationskultur und schon gar nicht Erfolg mit neuen Produkten und Geschäftsmodellen. Wenn bisher HiPPO (Highest Paid Person’s Opinion) die Referenz für neue Produkte und Services war, wird sich die Garage vermutlich nicht sofort am Kunden ausrichten. Bei neuen Produkten und Geschäftsmodellen kennt man den oft noch gar nicht. Schwierig wird es auch beim Thema Entscheidungen. Meist werden die wichtigen Entscheidungen weit oben in der Hierarchie getroffen. Selbst wenn die Vorstandsebene ihrere Garage oder der Digitaleinheit viel Zeit widmet, wird es wohl kaum für die Agilität echter Garagen reichen. (3 min, Video, deutsch)

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Video-Link: https://youtu.be/b61k9mk3yiI

Was kann man also tun, damit die Garagen und Innovationseinheiten erfolgreich werden? Nugget #3 ist ein Pitch des Startups Owlet, auf den ich über einen Artikel im Blog von Strategyzer gestossen bin. Die gezeigten Folien sind fürchterlich, inhaltlich ist es allerdings sehr lehrreich. Das Startup zeigt anhand eines Business Model Canvas welche Hypothesen sie getroffen haben und wie lean (schnell und mit wenig Aufwand) man diese validieren kann. Gerade die Hypothese „Wie stark ist der Kunde interessiert“ wird oft erst mit dem fertigen Produkt getestet. In irgendeinem Excelsheet wird zu Beginn des Projekts vielleicht noch ein entsprechendes Risiko vermerkt. Besonders interessant fand ich den Knackpunkt FDA Approval gelöst. Weil das Startup erstmal keine 200k USD und 13 Monate investieren wollte, suchte man nach Wegen ein Produkt ohne FDA Approval an den Markt zu bringen. So konnte erstmal Umsatz generiert und gelernt werden. In größeren Unternehmen beobachtet man diese Herangehensweise eher selten. Entweder sind die 200k kein Problem oder das Projekt wird nicht genehmigt. Wie sieht es bei dir im Unternehmen aus? Nutzt ihr ein Business Model Canvas? Welche Hypothesen validiert ihr? (18 min, Video, englisch)

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Video-Link: https://youtu.be/f-8v_RgwGe0

Interessant fand ich übrigens, dass ein Jury Mitglied per remote zugeschaltet war. Würde man den Bildschirm noch hinter dem Tisch der Jury platzieren, auf gleiche Höhe mit den anderen Mitgliedern und die Größe des remote Teilnehmers skalieren, wäre das ein perfektes Beispiel für Remote Collaboration. Zu diesem Thema findest du ebenfalls zahlreiche Tipps auf diesem Blog.