Schatzkiste 112 – Entscheidungen

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Wie werden Entscheidungen schneller und besser? Wie entscheidet man in Komplexität? Wie funktioniert eine Konsensdemokratie? In dieser Schatzkiste dreht sich alles um das Thema Entscheidungen. Es gibt zahlreiche Praxistipps und Werkzeuge. Ich stelle auch einen eher ungewöhnlichen Weg vor.

Zum Thema Entscheidungen in Komplexität habe ich schon mehrfach einen Brownbag Lunch gestaltet. Falls du das Format und/oder Thema auch mal in deiner Organisation ausprobieren möchtest, kontaktiere mich bitte.

Nugget 1 – Wie werden Entscheidungen schneller und besser?

Wie Du vielleicht schon aus Schatzkiste 101 weißt, habe ich mich in den letzten Wochen mit dem Thema Entscheidungen beschäftigt. Anne M. Schüller hat sich sehr ausführlich dem Thema gewidmet und in einem Artikel zusammengefasst, der einen festen Platz in den Bookmarks verdient hat. Drei Aspekte aus dem Artikel möchte ich aufgreifen und mit eigenen Erfahrungen anreichern:

  • Die Abschätzung von Spotify sagt, dass ein Mitarbeiter in 70% der Fälle genauso gut entscheidet wie sein Chef und in 20% der Fälle sogar besser. Der Chef ist zusätzlich ein Engpass und so dauern Entscheidungen länger. Wenn der Chef also entscheidet erzeugt das doppelt Kosten. Zum einen sind Mehrkosten für die Entscheidung, da ja eine Entscheidungsvorlage für den Chef gebastelt werden muss und auch die Arbeitszeit des Chefs kostet. Dazu kommt noch das Cost of Delay. Der Vorschlag alle operativen Entscheidungen im Team zu treffen, macht also viel Sinn. Alternativ kann man mit Hilfe des Delegation Poker vereinbaren, welche Entscheidungen im Team getroffen werden können und zu welchem Grad der Chef eingebunden werden soll.
  • In vielen Unternehmen sind es Mitarbeiter und Teams nicht gewohnt Entscheidungen zu treffen. Manchmal herrscht Angst falsche Entscheidungen zu treffen. Das ist der perfekte Nährboden für Monkey Management. Ich finde es gar nicht so einfach den Monkey loszuwerden. In diesen Organisationen wird es oft als Schwäche gesehen, wenn Chefs keine Entscheidungen treffen. Zusätzlich fühlt es sich gut an, dem Team zu helfen. Ich versuche standhaft zu bleiben und mir den Affen gar nicht auf die Schulter setzen zu lassen. Aber manchmal passiert es dann doch und er lacht mich ganz frech an. Wie verhinderst Du den Monkey?
  • Ich möchte noch eine zusätzliche Methode vorschlagen. Für unklare Situationen, bei denen noch kein Wissen existiert, empfiehlt es sich eine Münze oder einen Würfel zu werfen. Diesen Weg schlägt man erstmal ein und generiert so Wissen. Bei Bedarf kann man dann die Entscheidung revidieren bzw. den Weg anpassen. Gefällt einem das Ergebnis des Münz- oder Würfelwurfs nicht könnte es sein, dass doch Wissen existiert oder dass das Bauchgefühl etwas anderes sagt. Auf alle Fälle hat man so das Bauchgefühl herausgefordert.

Ich bin überzeugt, dass auch beim Thema Entscheidungen die Übung den Meister macht. Also trau Dich Entscheidungen zu treffen. Wer Schatzkiste 100 gelesen hat, weiß dass die meisten Entscheidungen wie Türen sind, durch die man wieder zurückgehen kann. (11 min, Text, deutsch)

So werden Entscheidungen schneller + besser

Nugget 2 – Wie entscheidet man in Komplexität?

Wie entscheidet man komplexen Umgebungen? Was sind überhaupt komplexe Situationen? Nadja Petranovskaja empfiehlt erstmal die Situation einzuordnen. Dabei hilft die Stacey Matrix, die für mich in den Werkzeugkasten jedes/r WissensarbeiterIn gehört. Leider kennen heute viele Menschen noch nicht mal den Unterschied zwischen kompliziert und komplex. Dadurch werden dann Werkzeuge für die komplizierte Umgebungen auf komplexe Umgebungen angewendet und man wundert sich, dass es nicht funktioniert.

Statt probieren, anschauen und reagieren wird die Situation wochenlang analysiert und Pläne geschmiedet. Das ist verschwendete Zeit, denn man kann nur durch den Versuch erfahren wie das komplexe System reagiert. Da würde ich mir vor allem für uns Deutsche ein bisschen mehr „Just do it“ Mentalität wünschen. Oder wie gehst du mit komplexen Situationen um? (5 min, Text, deutsch)

Nugget 3 – Wie funktioniert eine Konsensdemokratie?

Einen eher unkonventionellen Weg bei Entscheidungen geht das Premium-Kollektiv. Das Unternehmen wurde durch die Premium Cola erfolgreich und dürfte dem ein oder anderen Leser vom ersten Augenhöhe-Film bekannt sein. Welche Rolle Uwe Lübbermann beim Kollektiv hat, kann ich gar nicht so genau sagen. Nachdem sein Name im Impressum steht, ist er vermutlich formell Geschäftsführer. Aber in Wirklichkeit würde er sich wohl niemals als CEO bezeichnen, denn im Kollektiv sind alle gleichberechtigt. Entschieden wird per Konsens.

Ich bin kein großer Fan des Konsens, denn er ist nicht besonders schnell. Schließlich muss jeder dem Vorschlag zustimmen. In vielen Unternehmen findet man den emotionalen Konsens. Einer startet mit einem Vorschlag. Dann werden ein paar Argumente ausgetauscht. Schon nach relativ kurzer Zeit haben sich die Meinungen verfestigt und in Folge werden eigentlich nur noch die eigenen Positionen zementiert. Das geht dann solange bis jemand auf den Tisch haut. Je mehr Menschen an der Entscheidung beteiligt sind, desto langwieriger wird es. Bei Premium Cola sind es 260 Menschen. Aber offensichtlich hat das Kollektiv mit der Zeit gelernt, wie man die Entscheidungen schneller trifft. Für kritische Entscheidungen gibt es aber zwei Spezialregeln. Ich finde das Betriebssystem von Premium Cola sehr interessant, frage mich aber in welchen Umgebungen es funktionieren kann. Würde es in deinem Unternehmen funktionieren?

Uwe Lübbermann hat als Reaktion auf die Schatzkiste noch paar Details zum Konsens bei Twitter geteilt:

(6 min, Text, deutsch)

„Wir wollen beweisen, dass Moral und Wirtschaft zusammen funktionieren“