Schatzkiste 125 – Shiftschool Special

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In der letzten Schatzkiste habe ich von Susann und Emily von der Shiftschool geschrieben. Nach dem inspirierenden Hey Innoversity Festival war die Shiftschool gesetzt für zukünftige Nugget-Raubzüge. Den Blog von Emily hatte ich sogar schon vorher auf einer Station meiner Wandelweltreise besucht. Als mir dann am Samstag ein ganz dicker Nugget vom Shiftschool „CTO“ ins Netz ging, stand das Motto der Schatzkiste 125 fest. Neben dem Thema digitale Transformation und Lernclubs, geht es in den anderen beiden Nuggets um Mut zum Gründen und Fitness für Veränderung. Ich musste allerdings feststellen, dass Nuggets von den „Shifties“ gar nicht so leicht zu finden sind. Sachdienliche Hinweise auf interessantes Lese-, Hör- und Sehmaterial aus dem Dunstkreis der Shiftschool werden also gerne entgegengenommen.

Nugget #1 – Wie gelingt die digitale Transformation?

Der MoTCast war schon öfters Nuggetlieferant in der Schatzkiste, zum Beispiel zum Thema Zukunft in Schatzkiste 79. Am Samstag hatte ich während des Schraubens an einem Kallax-Regal die neueste Episode auf dem Echo Dot. Zu Gast bei Ingo Stoll war Tobias Burkhardt, der gemeinsam mit seiner Frau Christina Burkhardt die SHIFTSCHOOL gegründet hat. Eins vorweg, das Pauschalrezept für das Gelingen der digitalen Transformation gibt es nicht. Wer sich aber auf die Impulse von Tobias Burkhardt einlässt, der wird feststellen dass es viel mehr um Menschen und Mindsets als um Methoden und Technologien geht. Hier sind meine „three cents“ zur Episode, die sicher noch länger bei mir nachhallen wird.

Mindset braucht Zeit

Wir arbeiten an dickeren Brettern und müssen deshalb längerfristig mit Menschen zusammenarbeiten. Das ist eben nicht in 2-3 Wochenendkursen oder ein paar E-Learnings getan.

Deswegen dauert die „Ausbildung“ an der Shiftschool auch 18 Monate. Schaut man sich die gängige Praxis in Unternehmen an, findet man häufig das genaue Gegenteil. Hier mal eine Führungskräftschulung, dort mal drei Tage Design Thinking Seminar. Die Prinzipien für <INSERT YOUR FAVORITE HYPE LIKE LEAN,AGILE, …> gibt es per Webkonferenz und bunten Powerpointbildchen eingetrichtert. Menschen sind aber keine Maschinen, denen man per USB Stick mal eben eine neue Firmware aufspielt. Die Shiftschool hat erkannt, dass es eben eine Weile dauert bis die gepflanzten Samen sprießen und zarte Pflänzchen entstehen. Dann gibt es noch Pflänzchen, die sich anders entwickeln als gedacht. Die nach 18 Monaten Schule einen neuen Sinn im Leben gefunden haben oder sich vielleicht erst auf die Suche nach dem Sinn machen.

Auf verdorrtem Boden wächst auch nichts

Etwas erschrocken war ich, als ich gehört habe dass trotz hochmotivierten und digital fitten Alumni in den Unternehmen recht wenig passiert. Aber nach etwas Nachdenken war mir klar, dass auf vertrocknetem und kargen Boden auch das beste Pflänzchen nicht weiter wachsen kann. Auf einem intrinsify Wevent hatten wir es mal über Graswurzelinitiativen. Da benutzte ich das Bild vom Humus in die Ecke schütten und aufpassen, dass es nicht weggebaggert wird. Vielleicht brauchen die Shifties zum Ende der 18 Monate noch einen großen Sack Humus mit auf den Weg? Oder die Shiftschool macht ein Angebot für Unternehmen – fruchtbaren Boden für Transformation bereiten. Ob das allerdings gekauft wird?

Eintracht Shiftshape

Richtig genial finde ich allerdings die Idee des Lernclubs. Ein wenig hat mich das an Martin Gaedts Vision der Ideenfitness-Studios erinnert. Warum auch nicht? Wenn man einen individuellen Fitnessplan erstellen kann, geht das auch mit einem Lernplan. Wer sagt denn, dass Lernpläne immer zentral vorgegeben sein müssen? Der eine trainiert lieber für sich alleine – beim Joggen oder auf der Hantelbank. Die andere fühlt sich auf dem Crosstrainer und an Geräten wohl. Beim Thema Bewegung und Fitness bin ich eher der Typ Teamsport. Auch beim Lernen bevorzuge ich oft das Lernen in der Gruppe, z.B. im gemeinsamen Workshop.

Neben den Fitnessstudios motivieren heute auch digital Health- und Fitnessapps zu regelmäßigem Training und gesundem Verhalten. Das könnte auch ein sinnvolles Add-on für einen Lernclub sein. Apps wie Duolingo motivieren mit Hilfe von Gamification zum täglichen Lernen. Ich glaube die Shiftshape App würde perfekt zum Club passen.

(74 min, Audio, deutsch)

MoTcast 125: Tobias Burkhardt
SHIFTSCHOOL
Learnings und die Zukunft der Transformation

Nugget #2 – Woher bekomme ich Mut zum Gründen?

Eine Mutgeschichte kommt von Schiftschool Alumna Catrin Jörgens, deren Blog ich über den MoTCast Artikel gefunden habe. Schade dass der Blog offensichtlich nicht mehr weitergeführt wird, denn die Beiträge sind echt inspirierend. Nuggets zum Unternehmertum lege ich gerne in meine Schatzkisten, z.B. wie in der Schatzkiste 119. Catrin Jörgens macht in ihrem Beitrag (nicht nur) Frauen Mut zum Gründen.

Ich stifte gerne noch drei weitere Portionen Mut zum Gründen:

  1. Mit dem Lean Startup Ansatz testest du deine Idee erstmal ohne großes Invest. Du erstellst Hypothesen auf denen dein Geschäftsmodell basiert und versuchst diese mit minimalem Aufwand zu validieren. So bekommst du schnelles Feedback ob deine Idee zum Business taugt. Das unternehmerische Risiko wird minimiert.
  2. In eine ähnliche Richtung geht das Prinzip des leistbaren Verlust aus Effectuation. Dein leistbarer Verlust kann sich auf finanzielle Ressourcen beziehen. Du kannst aber auch einen leistbaren Verlust von Zeit oder „Reputation“ bestimmen. Manchmal ist es nämlich gar nicht der finanzielle Verlust, der uns abhält, sondern die Angst vor dem Scheitern. Manchmal wäre das Schlimmste was passieren kann, dass man für eine Idee die nicht fliegt, belächelt wird. „Hab ich dir doch gleich gesagt, dass das nicht geht.“
    Das wäre doch ein leistbarer Verlust, oder?
  3. Den Mut zum Netzwerken kann ich nur unterschreiben. Nicht umsonst ist ein weiteres Prinzip von Effectuation das Eingehen von Partnerschaften. Das Handbuch der Entscheidungen ist ein gutes Beispiel für dieses Prinzip. Nadja Petranovskaja und ich kennen uns über Twitter. Wir haben hin und wieder gegenseitig Beiträge geteilt, bis wir irgendwann mal beschlossen haben ein gemeinsames Projekt zu machen. Dass es ein Buch über Entscheidungen wird, hat sich erst später ergeben. Partnerschaften lassen sich auch gut auf einem Marktplatz der Macher knüpfen. Bei Meetup oder Eventbrite werden immer mal wieder solche Events angeboten.

(6 min, Text, deutsch)

FRAUEN – HABT MEHR MUT ZUM GRÜNDEN

Nugget #3 – Wie bleibe ich fit für Veränderung?

Dass ich aktuell als Change Agent bei einem großen Transformationsprojekt tätig bin, hatte ich schon erwähnt. Die Transformation Hacks vom Transformastery (cooler Name!) Blog von Verena Neumayer waren bereits 2-3 mal eine wertvolle Inspiration für meine Aktivitäten. Ihr Beitrag wie man in Zeiten von Veränderung fit bleibt, passt perfekt zum Abschluss der Schatzkiste 125. Schließlich ging es weiter oben schon um „Fitnessclubs“. Auch hier hat der Beitrag drei weitergehende Gedanken getriggert.

  1. Verena Neumayer spricht im Artikel von der „Rush Hour des Lebens“. Ich finde in Unternehmen ist auch ganz oft Rush Hour. In Veränderungszeiten ist es natürlich sehr ungünstig, wenn nichts vorwärts geht. Deswegen lohnt sich ein Blick auf die Ursachen. Viele Organisationen sind zu 100% mit Projekten geladen. Wie bei der vollen Stadtautobahn, ist dann Stop&Go angesagt. Oder es gibt ein Hindernis, um das alle herumfahren müssen. Das können im Unternehmen beispielsweise nicht getroffene Entscheidungen sein.
  2. Die 5 E kann man auch im Unternehmen praktizieren. Ich entschleunige zum Beispiel perfekt beim Kochen am Wochenende. Warum nicht auch mal im Unternehmen Entschleunigung mit dem Nützlichen verbinden? Die Wand des Büros braucht mal wieder einen neuen Anstrich? Dann bleibt das Projekt mal für ein paar Stunden liegen und ihr schwingt gemeinsam den Pinsel. Oder wie wäre es mit gemeinsamer Ertüchtigung? Das Team von bytabo, ein Bamberger Startup, praktiziert gemeinsam die Sally Challenge. Geht auch in Coronazeiten aus dem Homeoffice.
  3. Nach dem Lesen des Artikels habe ich mich noch etwas mit Coping-Strategien beschäftigt. Dabei bin ich über das Stressmodel von Lazarus gestolpert. Ich habe mich dann gefragt, ob das auch auf Organisationen bzw. Unternehmen anwendbar ist? Ich sehe auf jeden Fall ähnliche Verhaltensmuster. Es gibt Unternehmen, die reagieren auf Bedrohungen mit Verleugnung: „Schau dir mal die Spaltmasse von Tesla an. Das wird nie was…“. Es gibt aber auch Organisationen, die die Herausforderung meistern und durch den Stress lernen. Womit sich wieder der Kreis zu Nugget #1 schließt.

Falls du dich übrigens mit dem Thema Veränderung beschäftigst (z.B. wie reagieren Organisationen auf Stress), würde ich mich über Austausch sehr freuen. Entweder in den Kommentaren unter diesem Artikel oder direkt über einen meiner Kanäle.

(2 min, Text, deutsch)

Fit bleiben im Chaos der Veränderung