F wie Feedback und Fledermaus

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Bat

Wer meinem Blog schon länger folgt, weiß dass ich ein großer Fan von Blogparaden bin. Durch die unterschiedlichen Beiträge zu einer Blogparade erhält man neue Perspektiven und lernt in kurzer Zeit einiges dazu. Sarah Biendarra hat vor Kurzem zur Blogparade Feedback aufgerufen. Als Führungskraft ist Feedback eines meiner wichtigsten Handwerkszeuge. Aber auch innerhalb eines Teams ist Feedback notwendig, dass es rund läuft. In meinem Beitrag Feedback – the oil for your remote engine hatte ich  bereits einige Ansätze gesammelt, wie man die „Maschine“ Team „ölen“ kann. Sarah’s Artikel Dein Feedback schmeckt mir (nicht)! hat mich aber inspiriert, weitere Parallelen zu suchen und dadurch das Thema weiter zu vertiefen. Fündig wurde ich im Sport, in der Elektronik und in der Natur.

Permanentes Feedback im Basketball

Basketball

Nicht nur der Smart Sensor Basketball gibt Feedback, auch im Spiel findet permanent Feedback statt

Gestern habe ich mir mal wieder ein Basketballspiel angesehen und auf Feedback geachtet. Das gibt es permanent und in vielen Formen. Fangen wir mal mit Feedback unter den Spielern an, die auf dem Feld stehen. Da gibt es verbales Feedback, z.B. der Ruf „help“ wenn einem der gegnerische Angreifer entwischt ist. Was im Basketball selbstverständlich ist, ist im Geschäftsleben leider oftmals die Ausnahme. Man möchte ja schließlich keine Schwäche zeigen. Aber auch non-verbales Feedback ist bei jedem Spielzug dabei. Da wird per Handzeichen (z.B. Zeigefinger und kleiner Finger als Hörner) der nächste Spielzug angezeigt. Noch subtiler geht es beim Passen zu. Der Empfänger eines Passes zeigt mit den ausgestreckten Händen an, wann und wohin er den Pass haben möchte. Gute Teams sind da perfekt synchronisiert. Wie sieht es in Deinem Team aus? Klappen die Handovers fast blind? Weiss jeder, wie der nächste Spielzug abläuft?

Aber es gibt nicht nur innerhalb des Teams Feedback. Auch zwischen Publikum und Team gibt es Feedback. Da wird jeder abgeschlossene Spielzug beklatscht. Wenn besonders spektakulär gepunktet wird, springen alle aus den Sitzen und es gibt extra Szenenapplaus. Aber auch wenn es mal nicht so läuft, gibt es motivierende Gesänge von den Rängen. Ich glaube da könnten wir uns im Business eine Scheibe abschneiden. Wie wäre es einen erreichten Meilenstein zu loben, auch wenn das Team „hinten liegt“? Mal Szenenapplaus geben, auch wenn man von der erfolgreichen Fertigstellung des Projekts noch weit entfernt ist. Und wenn es so gar nicht läuft, statt täglicher Krisenmeetings vielleicht mal ein „Auf geht’s Leute kämpfen…“ anstimmen? 🙂

Natürlich kann es in einem Spiel auch mal eine Phase geben, in der so gut wie alles schief läuft. Dann nimmt der Trainer ein Timeout. In Deutschland hat man davon fünf pro Spiel. Man unterbricht das Spiel für eine Minute, bespricht was schief gelaufen ist und verständigt sich auf eine neue Taktik. Dazu kommen noch zwei Viertelpausen und eine 15 Minuten lange Halbzeitpause. In Summe sind das bei 40 min Spielzeit bis zu 22 Minuten extra Feedback. Und im Business? Bei vielen Projekten, die ich kenne wird von Anfang bis Ende durchgerannt. Wir haben ja keine Zeit! Der Timeout in der Businesswelt ist für mich die Retrospektive. Neben dem bereits erwähnten Artikel von Luis Goncalves kann ich auch das Buch Agile Retrospectives: Making Good Teams Great von Esther Derby und Diana Larsen empfehlen. In der amerikanischen Liga NBA dürfen übrigens auch Spieler eine Auszeit ansagen. Wäre doch sicherlich auch mal einen Versuch wert, dass jederzeit jemand aus dem Team eine Auszeit einberufen kann? Erinnert mich so ein bisschen an Stop the line aus Lean bzw. TPS (=Toyota Production System).

Die Elektronik macht es vor – Feedback verstärkt

Amplifier

Feedback verstärken | Source: Amplifier by Pixabay CC0

Die Musiker und Elektrotechniker unter meinen Lesern haben das Gerät auf dem Foto bestimmt gleich erkannt. Es ist ein Verstärker. In diesem Kontext steht Feedback für Rückkopplung. Bei der positiven Rückkopplung, auch Mitkopplung genannt, wird ein Eingangssignal durch Rückkopplung (=Feedback) des Ausgangssignals verstärkt. Die gleiche Wirkung wollen wir übrigens bei positivem Verhalten erzielen, es verstärken. Es gibt auch die negative Rückkopplung (=Gegenkopplung). Diese soll ein System stabilisieren. Und genau deshalb ist korrektives Feedback so wichtig. Denn wenn ich in diesem Fall keinen Feedbackkanal habe, wirkt weiterhin der negative Einfluss aufs System. Ich bin da übrigens ganz bei Nadine Nobile, positives und korrektives Feedback klar zu trennen. Ansonsten wird es ein „shit sandwich“ und der Regelkreis funktioniert nicht mehr so gut. Entweder funktioniert die positive Rückkopplung nicht mehr richtig, weil man beim positiven Feedback in Zukunft nur noch aufs Negative wartet. Oder das korrektive Feedback wird abgeschwächt. An dieser Stelle sei auf Mike und Mark von Managertools verwiesen. Sie haben unzählige Podcasts zum Thema Feedback aufgenommen. Am besten man startet mit Episode 1 aus der hall of fame. Mike und Mark meinen übrigens, dass 90% des Feedbacks positives Feedback sein sollte. Gar nicht so einfach, wenn man wie viele von uns mit dem Glaubenssatz „Nicht geschimpft ist genug gelobt“ aufgewachsen ist.

Vom Verstärker können wir uns noch zwei weitere Aspekte abschauen. Erstens muss der Feedbackkanal richtig dimensioniert und an das Eingangssignal angepasst sein. Übertragen heißt dies, ich muss mein Feedback auf den Feedbackempfänger anpassen. Das neue Teammitglied braucht vielleicht etwas mehr und häufiger Feedback. Das soll aber nicht heißen, dass ich dem Rest nur beim Jahresendgespräch Feedback gebe. Der Musikverstärker soll ja schließlich auch nicht nur am Ende des Songs verstärken.
Der zweite Aspekt ist die Form des Kanals. So gibt es in der Elektronik z.B. analoge und digitale Signale. Viele meinen Feedback sollte nur persönlich gegeben werden. Ich bin da anderer Meinung. Feedback kann durchaus auch digital (z.B. als Kommentar auf einen Wikieintrag, Kudocard) oder per handgeschriebenem Brief gegeben werden. Solange die Qualität des Kanals ausreichend ist, ist es besser zeitnah Feedback zu geben statt ewig aufs nächste persönliche Treffen zu warten.

Selbst Feedback initiieren – Lernen von der Fledermaus

Bat

Navigieren per Feedback wie die Fledermaus | Source: Bat by Pixabay CC0

Schließlich bin ich auch noch in der Natur fündig geworden. Die Fledermaus orientiert sich mit Hilfe von Feedback. Sie stößt Ultraschallwellen aus, die für uns weder sichtbar noch hörbar sind, und orientiert sich dann am Feedback dieser Wellen, das von Hindernissen reflektiert wird. Was können wir nun davon lernen?

Erstens kann man Feedback selbst initiieren. Wie oft fragen wir aktiv nach Feedback? Als Führungskraft werde ich jedenfalls recht selten aktiv nach Feedback gefragt. Aber da muss ich mir auch an die eigene Nase fassen. Ich frage auch höchst selten nach Feedback. Die Fledermaus nutzt Feedback übrigens für mehrere Zwecke, neben der Navigation auch für die Ortung von Beute. Also Feedback ist nicht nur zwischen Vorgesetzter und Mitarbeiter. Frag doch mal den Projektleiter nach Feedback zur Rolle im Projekt, den Kunden nach Feedback zur Qualität des Supports oder den Bewerber nach Feedback zum Vorstellungsgespräch.

Beim Punkt Feedback des Kunden bin ich übrigens nochmal stutzig geworden. Leider ist es heute oft so, dass das Feedback des Markts und der Kunden zwischen dem ganzen internen „Lärm“ kaum noch wahrgenommen wird. Am Ende des Tages braucht es aber genau das um erfolgreich zu sein. Da kann das Feedback innerhalb des Teams noch so gut sein. Können wir hier nochmal von der Fledermaus lernen? Die Fledermaus hat gelernt ihren Ruf anzupassen und zu modulieren. Auch wir müssen unsere Kommunikation mit Kunden und Märkten weiterentwickeln. Wie nutze ich digitale Kanäle um mich zu orientieren und Feedback zu bekommen? Mit welchen Methoden bekomme ich schneller und deutlicher Feedback vom Markt?

Meine Erkenntnisse! Was sind deine?

So unterschiedlich die Beispiele auch sind, so konnte ich einige Gemeinsamkeiten feststellen. Ich habe auch erkannt, dass ich einen ziemlich eingeschränkten Blick auf Feedback hatte. Fassen wir mal zusammen:

  • Feedback ist überall. Hier geht es nicht nur um Feedback Vorgesetzter zu Mitarbeiter oder Peer-2-Peer, sondern z.B. auch um Feedback von und zu Kunden und Märkten.
  • Feedback ist kontinuierlich. Beschränkt Feedback bitte nicht auf ein Jahresendgespräch.
  • Feedback ist vielfältig. Analog, digital, verbal, non-verbal. Nutze die Möglichkeiten!

Und jetzt bist Du dran! Mich interessiert dein Feedback zu diesem Artikel. Hinken die Vergleiche? Oder fallen dir noch weitere Beispiele ein? Wo funktioniert bei dir Feedback gut? Und wo ist es schwierig?Schreib es in die Kommentare, poste es in den sozialen Medien oder schreib mir ne Email an tobias(ät)companypirate.de.

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