Schatzkiste 107 – Komplexität, Karriere, Intrapreneurship

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Welche Vorteile bietet Komplexität? Wie „macht“ man Karriere? Was sind die Vorteile und Nachteile von Intrapreneurship? Die Schatzkiste 107 hat sich mehr als eine Woche Zeit gelassen. Dafür gibt es über 30 Minuten reinen Lesestoff. Wer mehr auf Videos steht darf sich übrigens schon mal auf Schatzkiste 108 freuen.

Nugget #1 – Komplexität

Der Artikel von Wolf Lotter aus der brandeins ist schon mehr als 10 Jahre alt und trotzdem so relevant wie nie zuvor. Denn auch heute verstehen viele nicht was Komplexität ist bzw. verwechseln kompliziert mit komplex. Die lateinische Wortherkunft dient als Gedankenstütze:

Das Wort „kompliziert“ stammt vom lateinischen complicare, das bedeutet: verwickelt, verflochten, undurchsichtig. […] Das Komplizierte ist ein Knäuel, in dem kein Zusammenhang erkennbar ist. “ Komplexität“ hingegen kommt von complexus. Es steht für die Begriffe „umfassen“ und “ flechten“. Komplexität ist also das Ganze, der Zusammenhang.

Mir hilft bei der Einordnung auch das Cynefin-Framework. Kompliziertes, z.B. ein Auto, mag vielleicht nicht einfach durchschaubar sein. Mit einer gründlichen Analyse oder Fachwissen werden die Wirkzusammenhänge klar (z.B. wie funktioniert Motor und Abgassystem) und können vorhergesagt werden. Im Komplexen kann Wirkung nicht vorhergesagt werden. Ein komplexes System ist zum Beispiel der Markt für Mobilität. Und genau deshalb möchte ich den folgenden Textabschnitt herausstellen:

Die moderne Produktionswirtschaft wandelt sich von einer Ökonomie der Größe in eine Wirtschaft der Vielfalt. Dort lernt man, was bei Dienstleistungen und Wissensarbeit immer schon das Entscheidende war: Möglichst viele Varianten machen das Geschäft. Komplexität wird Qualität.

Beim Thema Mobilität war bisher Ökonomie der Größe angesagt. Mobilität war für viele gleichbedeutend mit Automobil. Die entsprechende Industrie optimierte kontinuierlich den Verbrennungsmotor und die Produktion. Ich war kürzlich in Hamburg und dort lässt sich die Wirtschaft der Vielfalt beim Thema Mobilität bereits beobachten. Neben dem klassischen Individualverkehr mit Auto und Taxis, finden sich Carsharing diverser Anbieter und Ridesharing mit Moia, diverse Anbieter von eScooters, diverse Anbieter von Rädern und nicht zuletzt der ÖPNV mit verschiedenen Tarifmodellen. Aber auch beim Automobil lässt sich die Wirtschaft der Vielfalt beobachten. Zum einen an der Anzahl der Modelle, aber auch an der Anzahl der Hersteller. Schaut man nach China und ins Silicon Valley finden sich Dutzende neuer Player. Wie spielt man mit in der Wirtschaft der Vielfalt? Varianten zulassen, sagt Wolf Lotter und ich stimme voll zu. Ich füge noch hinzu, Überraschungen willkommen heißen. Meine Gedanken dazu habe ich vor Kurzem in Krumme Dinger niedergeschrieben. Ein weiterer Beitrag wird Anfang Oktober erscheinen. Was ist deine Meinung zur Wirtschaft der Vielfalt? (20 min, Text, deutsch)

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Nugget #2 – Karriere ohne Leiter

Auch beim Thema Karriere ist Vielfalt angesagt. Zum einen passen standardisierte Führungs- und Fachlaufbahnen oft nicht mehr zu den Bedürfnissen der heutigen Generationen. Zum anderen entstehen ständig neue Rollen. Ein Beispiel ist der Citizen Data Scientist, über den ich in Schatzkiste 104 geschrieben habe. Fach- und Expertenlaufbahnen können mit sich rapide ändernden Anforderungen nicht Schritt halten. Wie man das Thema Karriere im Unternehmen besser angeht, darüber schreiben Julia und Sven, die Doppel[t]spitze. Karriere ist aber nicht nur Aufgabe der Personalentwicklung. Jeder einzelne kann seine Karriere selbst gestalten. Leider fehlen den Menschen meist Werkzeuge. Ich habe weder in der Schule noch im Studium gelernt, wie ich meine Karriere gestalte. Mir hat als Werkzeug „Business Model You“ geholfen, meine Karriere als Unternehmung zu denken. Dadurch mache ich mich auch unabhängiger von vorgegebenen Rollen. Einen Brownbag-Lunch zum Thema Entscheidungen zu veranstalten ist nicht Teil meiner formellen Rolle. Mit meinem Wissen und weil ich gerne Vorträge gebe, kann ich zusätzlichen Wert für „Kunden“ im Unternehmen generieren. Meine „Einnahmen“ sind Ausbau meines Netzwerks und meines Wissens. Beispielsweise lernte ich beim Brownbag in Detroit über kulturelle Unterschiede beim Thema Entscheidungen. (6 min, Text, deutsch)

Nugget #3 – Intrapreneurship

Zur Unternehmerin wurde auch Hanna Drabon. Gegründet hat sie innerhalb eines Unternehmens und darf sich somit Intrapreneurin nennen. Auf den ersten Blick sieht ein Startup im Unternehmen traumhaft aus. Man hat Zugriff auf die vielen Ressourcen des Unternehmens. Im Falle des Scheiterns gibt es einen Airbag und man kann zurück in die klassische Organisation. Ihr Beitrag zeigt aber auch die Schattenseiten. Das eigene Unternehmen kann zum Hindernis werden. Die verfügbaren Prozesse passen nicht und werden von den Intrapreneuren angezweifelt. Das sorgt für Zündstoff. Bei wichtigen Entscheidungen hat man oft nicht die gleichen Freiheiten, wie ein externes Startup. Schließlich geht es auch noch ums Thema Eigentum. Meist ist man noch normaler Angestellter. Ein entscheidender Nachteil gegenüber einem externen Startup. Im Falle von Hanna Drabon überwiegen die positiven Aspekte. Besonders gefällt mir das folgende Fazit:

Das Beste aber ist: Das Gemecker ist weg. Für jede meiner Handlungen bin ich selbst verantwortlich und kann sie niemanden in die Schuhe schieben. Denn beim Intrapreneurship gibt es nur eine Person, die dafür verantwortlich ist, ob der Job mich erfüllt oder nicht – und das bin ich selbst.

Kennst du weitere Intrapreneurship Stories? Gibt es Organisationen, die das Thema Eigentum am internen Startup anders gelöst haben? Ich bin gespannt auf Feedback. (8 min, Text, deutsch)