In der Schatzkiste 120 dreht sich alles ums Lernen. Hier sind die Inhalte in der Übersicht:
Zum Thema Lernen biete ich gemeinsam mit Lagarde1 und bytabo übrigens am 3.7.2020 von 12-13 Uhr einen Brownbaglunch an. Kostenlose Tickets gibt es auf Eventbrite. Sehen wir uns?
Nugget #1 – Ist Lernen sexy?
„Lernen ist nicht sexy“. So lautet die These von Astrid Kuhlmey. Meine Kinder lernen in der Schule oft auf eine Art und Weise, bei der die Motivation gegen 0 geht. Auch im Unternehmen ist Lernen häufig spaßbefreit. Da müssen Pflichttrainings innerhalb eines bestimmten Zeitraums erledigt werden. Es folgen Reminderemails und Eskalationsschleifen. Selbst bei interessanten Themen bleiben am Ende des Jahres die Lernmaßnahmen unerledigt. I didn’t have time. Ist Lernen also tatsächlich eine Qual?
Wir alle steckten in den letzten sechs Monaten in Situationen, die wir so nicht erwartet haben. Wir haben gelernt, dass mobiles Arbeiten möglich ist. Wir haben viele Workhacks fürs Homeoffice gelernt. Wir haben gelernt, wo unsere Lieferketten anfällig sind. Wir haben auch gelernt, was in der Schule zu Hause funktioniert und was nicht. Der ein oder andere hat sich sogar freiwillig einen Podcast über Virologie angehört.
Also lasst uns unsere Metakompetenzen wiederentdecken. Freudiges Ausprobieren kann unheimlich Spaß machen. Dieser Blog ist das beste Beispiel dafür. Statt Journalismusstudium und ein Seminar für WordPressseiten habe ich mich einfach ins Abenteuer gestürzt. Das nötige Erfahrungswissen kann man sich im Internet holen. Dazu passt auch das 70-20-10 Modell. 70% lernt man durch schwierige Aufgaben und berufliche Herausforderungen. Was ist eigentlich deine aktuelle Herausforderung? Was hast du schon dabei gelernt? Wo brauchst du noch jemand für die 20% oder eine 10% Weiterbildung? (3 min, Text, deutsch)
Lernen ist kein sexy Thema. Oder: Lernen von Scotty.
Nugget #2 – Ein Leben lang lernen?
Was heißt eigentlich Lernen? Was würden Menschen gerne lernen? Asal Dardan hat Menschen von 3 bis 63 Jahren befragt. Herausgekommen sind spannende Einblicke. Drei Aussagen möchte ich gerne aufgreifen, denn sie bieten einen wertvollen Impuls fürs Lernen in Unternehmen.
Es hätte uns Kindern gut getan, wenn wir nicht nur durch Worte gelernt hätten, dass wir selbstständig denken sollen, Autoritäten hinterfragen sollen, dass wir Rückgrat und Toleranz gegenüber anderen zeigen sollen.
Selbstständig denken verhindern wir oft auch in Unternehmen. Wenn Fehler passieren, ist der Impuls oft diese Fehler durch Regeln und Normen zu verhindern. Eine gute Absicht, die mit der Zeit aber das selbstständige Denken reduziert. Auch Autoritäten zu hinterfragen ist in vielen Unternehmen nicht erwünscht. Da geht es schon mal zu wie in „Des Kaisers neue Kleider“. Die unangenehme Wahrheit wird vor dem CEO eben nicht gerne ausgebreitet. Wie wäre es statt einer „Ask me anything“ Veranstaltung mit dem Senior Leader mal mit „Challenge me anything“?
Aber Lernen, was einen erstmal nicht ersichtlich weiterbringt, ist unerwünscht. Sich einfach mal umsehen, vielleicht auch mal in etwas verrennen. Sich selbst kennenlernen, über die eigene Identität und nicht nur über das, was Andere in einem sehen oder sehen wollen. Keine klassische Karriere machen und trotzdem einen Weg finden.
In diesem Zitat stecken zwei interessante Impulse. Zum einen Zeit in Lernen zu investieren, auch wenn der erwartbare Ertrag erstmal unklar ist. Das erinnert mich sehr an das Prinzip „Leistbarer Verlust“ aus Effectuation. Wieviel bist du pro Woche bereit zu investieren in etwas, das dich auf den ersten Blick nicht weiterbringt? Lässt du dich auf Zufälle ein?
Zum anderen steckt in dieser Aussage das Thema Karriere. Gibt es in deinem Unternehmen schon ein Lernangebot seinen eigenen Weg zu finden? Wie sieht es mit Karrierepfaden abseits klassischer Karriereleitern aus?
Persönlichkeitsentwicklung, Psychologie und alltägliche Kommunikation an. Das sind wichtige Themen, die uns jede Sekunde (auch unbewusst) beeinflussen. Auch etwas, was definitiv einen Platz im Stundenplan verdient hätte. Solange ich mir den Schulunterricht aber nicht aussuchen kann, eigne ich mir sowas eben in meiner Freizeit an.
In den meisten Unternehmen gibt es Angebote für die sogenannten Soft-Skills. Das ist schon mal gut. Wünschenswert wäre natürlich, wenn man auch in Schule oder Studium mehr dazu lernen würde. Aber auch im Unternehmen können es noch mehr Lernangebote sein. Wie wäre es mit einem Angebot zum Thema Entscheidungen? Dort gibt es viel Theorie zu lernen (z.B. Denkfehler) aber auch praktische Methoden anzuwenden. Ein Thema zu dem ich in Unternehmen bisher kaum Angebote gesehen habe.
Auch die restlichen Aussagen im Artikel sind lesenswert. Was würdest du gerne lernen? Was hättest du gerne früher gelernt? (10 min, Text, deutsch)
Fürs Leben lernen, ein Leben lang
Nugget #3 – Was ist agiles Lernen?
Spannende Impulse zum Lernen in Unternehmen habe ich auch im Firmenfunk Podcast gefunden. Leonid Lezner und Christine Plaß sprechen in Folge 67 über agile Lernmethoden. Mit den Impulsen aus dem Gespräch, habe ich drei der 12 agilen Prinzipien aufs Thema Lernen umgeschrieben:
Lerne regelmäßig, iteriere innerhalb weniger Wochen oder Monate und bevorzuge dabei die kürzere Zeitspanne
Ich begleite gerade ein Veränderungsprojekt als Change Agent. In einem Training gab es viel Theorie zu Veränderung (z.B. Kübler-Ross-Kurve). In einem Peer Coaching nahmen wir uns dann die nächsten Aktivitäten zur Kommunikation vor und wendeten das Gelernte darauf an. Dies werde ich nun in der Realität verproben und meine Erfahrungen mit den Peers teilen. Das ist für mich iteratives Lernen. Idealerweise hat man wie bei Scrum dafür sogar einen festen Rhythmus.
Schaffe Lerngruppen rund um motivierte Individuen
Viele Mensche geben ihr Wissen gerne weiter. An motivierten Individuen mangelt es meist nicht. Vielleicht herrscht im Unternehmen aber noch das Prinzip „Wissen ist Macht“. Dann lohnt sich ein Blick auf das Zielsystem. Die Messung von individueller Leistung, gekoppelt ans Gehalt, könnte dafür verantwortlich sein, dass Wissen nicht gerne geteilt wird. Wie könnten Lerngruppen aussehen? Hier drei Beispiele, die ich schon selbst erlebt habe:
- Ein Working Out Loud Circle vereint 4-5 Menschen um individuelle Ziele zu erreichen. Dabei lernen die Menschen voneinander.
- Mein aktuelles Netzwerk von Change Agents ist auch eine Lerngruppe. Wir lernen gemeinsam wie die Veränderung auf die verschiedenen Organisationseinheiten wirkt.
- Auch der Innovation Club ist so eine Lerngruppe. Motivierte Individuen haben ein gemeinsames Interesse – Innovation. Gemeinsam lernt man neue Innovationsmethoden und hilft sich bei verschiedenen Projekten.
Externe Impulse sind jederzeit willkommen
Damit man nicht nur im eigenen Saft brät und nicht betriebsblind wird, sind externe Impulse essentiell. Klassischerweise holte man sich die externen Impulse auf Konferenzen und externen Weiterbildungen. In Zeiten von Reise- und Kontaktbeschränkungen bieten sich Webinare oder Onlinekurse an. Viele Angebote sind aktuell sogar kostenlos oder zum stark reduzierten Preis. Hier noch drei weitere Ideen, um die Barriere für externe Impulse weiter zu senken:
- Innovation Sparks ist eine regelmäßige Veranstaltungsreihe, die auf dem 12min.me Format basiert. Kurzvorträge von externen Impulsgebern werden mit Netzwerken kombiniert. Eine Stunde über die Mittagspause ist für viele ein zeitliches Commitment, das verkraftbar ist.
- Ein ähnliches Konzept verfolgen Brownbag Lunches. Auch hier trifft man sich über die Mittagspause zu einem bestimmten Thema. Gute Erfahrungen habe ich gemacht mit einem kurzen externen Impuls und anschließendem World Cafe. Das hilft den externen Impuls zu verdauen und gemeinsam zu erarbeiten, wie man ihn im Unternehmen weiterverarbeiten kann.
Möchtest du in deinem Unternehmen auch einen Brownbag Lunch veranstalten? Dann melde dich bei mir. - Noch einen Schritt weiter geht DATEV, die ihr internes DigiCamp auch für externe öffnen.
Jetzt aber viel Vergnügen mit der Podcastepisode (44 min, Audio, deutsch)!